Pyrenäentour (2013)

Pyrenäenmiterstürmer-Tour 2013

11.10. bis 19.10.2013

Wie alles im Leben, so hatten auch diese Tour, bzw. die Idee zu dieser Tour, einen

Anfang:

Mitte November 2012 hatte es in der Eifel schon geschneit und ich saß am Kamin und weinte der vergangenen Motorradsaison nach. Das Mopped stand in der kühlen Garage und wurde schon länger nicht mehr bewegt. Das soll 2013 nicht so sein, sagte ich mir und sinnierte über ein Reiseziel für den Spätherbst. Eine Woche, höchstens 6 Motorräder, nur ausgewählte Teilnehmer.

Am 12. November schrieb ich dann eine Mail an die möglichen Kandidaten, die sich fahrerisch sowie auch sozial für eine Tour dieser Art anbieten würden. 3 meiner Neffen, Kai und Juppi aus dem FJR-Forum, mit denen ich u.a. schon den Gardasee unsicher machte, Nordkapp-Bezwinger Ralf und dessen Schwiegersohn Erich plus Widger sowie noch Steffen, dessen Fahrkönnen und Trinkfestigkeit ich bei den Toyota Touren erleben konnte und zuletzt noch meinen langen Kollegen Achim, der Steffens Attribute besitzt. Ziel sollten die spanischen Pyrenäen sein.

Als Deadline zur Anmeldung  gab ich den 30. April aus, denn bis zum Tour Start musste noch Einiges organisiert werden.

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Die Planung

Bis Februar folgten noch einige Mails meinerseits. Andererseits verabschiedeten sich Einige aus dem Verteiler. Aber Pauli, der mit mir schon eine Ardennentour absolvierte und ein Freund Achims ist, schloss sich uns an. Somit waren wir in der Summe fünf Mitstreiter und die Detailplanung konnte beginnen.

Die Reisezeit wurde für die Woche vom 11. bis 20. Oktober festgezurrt. Daneben gab es noch offene Punkte, die abgearbeitet werden mussten. Zum Beispiel waren dieses zum einen eine geeignete Transportmöglichkeit für uns sowie unsere Zweiräder und zum zweiten eine schöne Unterkunft zu finden.

Ich eruierte Transportmöglichkeiten, fragte im FJR-Forum nach Erfahrungen und wurde langsam fündig. Preis- und Komfortvergleiche sprachen für einen Transporter, der bis zu 6 Motorräder und deren Fahrer, trockenen Fußes sowie preiswert nach Spanien bringen sollte. Ein Iveco mit Doppelkabine und 6 festen Schienen zum sicheren Transport. Kostenpunkt 810 € inklusive einiger Freikilometer. Der Autoreisezug war teurer und uns zu unflexibel, die Anreise auf dem Zweirad zu weit für eine Woche und die Hängerlösung war ebenfalls nicht preisgünstig.
Dank FJR-Forenmitglied Bennos Tipp buchte ich den Iveco bei Michael, der mit Nachnamen genauso heißt wie ich und der nebenher Motorradtouren organisiert, Moppeds verleiht und eine Fahrschule sein eigen nennt.

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Nachdem die Kostenkalkulation in etwa stand, traf ich mich mit Pauli und Achim bei mir in der Eifel. Wir besprachen alles Mögliche und entschieden uns für eine Übernachtung in einem Ferienhaus. Der Iveco stand schon vorher fest (s.o.).

Jetzt konnte die Suche nach der Unterkunft beginnen. Wer jemals ein geeignetes Urlaubsdomizil gesucht hat, weiß, wie schwierig das ist. Ich suchte in der Gegend, in der wir uns aufhalten wollten. Das Hotel Portofino in Empuriabrava, in dem Widger und ich schon mal nächtigten, war zwar mein Favorit, aber ich wurde ja vorher, in Bezug auf die Unabhängigkeit des Aufenthaltes in einer Finca, von den anderen Mitfahrern überzeugt.

Im Internet gibt es die verschiedensten Anbieter von Ferienhäusern und Ferienwohnungen. Natürlich kostet eine gute Lage immer horrend mehr als eine mittelmäßige, was den Preisunterschied aber nicht unbedingt logisch begründet.

Um Ostern herum sprach mich mein Arbeitskollege und ebenfalls Motorradfahrer Norbert an, ob ich noch Unterlagen meiner früheren Pyrenäen-Touren hätte. Er fährt mit seinen Kumpels im September dort hin. Auf meine Antwort, dass ich im Oktober da runter fahre, verabredeten wir uns sofort zum Mittagessen in der Kantine, um uns über unsere Pläne auszutauschen. Meine Ausführungen überzeugten Norbert, dass er mit seiner Planung für seine Gruppe alles richtig gemacht hat. Aber auch er hatte einen Tipp für mich. Er gab mir den Link zu dem von ihm gebuchten Ferienhaus. Dieses war im Oktober noch verfügbar, gefiel uns Fünfen auch und somit buchten wir das Haus ebenfalls.

Ein Haus auf dem Land zwischen Banyoles und Figueres. Günstig gelegen für unsere Exkursionen. 3 Schlafzimmer, 2 Bäder. Kostenpunkt für die Oktoberwoche 324 € plus Bettwäsche/Handtücher plus Strom sowie Endreinigung. Also rund 12 € pro Person und Tag. Wir waren glücklich J

Das lange Warten

Die Zeit ging ins Land, mehrere  Motorradtouren wurden von mir mit- und alleine gefahren, der im April montierte Reifensatz musste im Juli auf Grund starker Abnutzungserscheinungen schon wieder gewechselt werden und der Helm bekam ein neues Visier montiert. Aber der September kam dann schneller, als erwartet. Dieser wurde allerdings nicht Pyrenäen-seitig genutzt, sondern FJR-Forum-seitig. Michael aus Ahrweiler fuhr mit mir die für Sommer 2014 geplante „Bunkertour“ durch die Eifel ab. Wieder 500 Kilometer mehr Reifenabnutzung und der Tageskilometerzähler meiner FJR näherte sich der 10.000 km-Marke für 2013. Plötzlich war es Oktober geworden. Die Heizperiode in Deutschland beginnt. Nur noch wenige Tage bis zum Tourstart. Die „LAST Last Call-Email“ mit den letzten Details wurde an die Teilnehmer versandt.

Mittwoch, 9. Oktober 2013. Ralf M kommt aus Franken in die Eifel gefahren, weil für seine ursprünglich am Donnerstag geplante Anreise schlechtes Wetter vorhergesagt war. Das Gästezimmer hatte ich bereits vorbereitet, also kein Problem. Gegen 20 Uhr stand er dann fröstelnd vor meiner Haustür. In der Eifel ist es mittlerweile gut abgekühlt, aber noch trocken. Wir gehen frühzeitig ins Bett, denn morgen müssen wir um 5 Uhr aufstehen. Der Iveco wird um 8 Uhr im sauerländischen Sundern abgeholt.

Die Nacht auf Donnerstag habe ich kein bisschen geschlafen. Leider nicht wegen der Aufregung vor der großen Tour, denn scheinbar habe ich einen Infekt. Um 5 Uhr stehen wir auf, trinken einen Kaffee und essen ein Müsli. Um 6 Uhr haben wir den nördlichen Kölner Ring und die Autobahn-Rheinbrücke in Leverkusen bereits passiert. An der Raststätte Remscheid überlasse ich Ralf das Steuer, weil ich beinahe einschlafe und dieses anschließend bewusst auf dem Beifahrersitz auch tue. Eine Stunde später bin ich wieder wach und auch den Abholplatz in Sundern haben wir erreicht.

Der Transporter

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Iveco Daily 6,5 t, Platz für 6 Motorräder plus Gepäck plus Helme plus Getränke. Vermieter: Motorrad-Vermietung Schreiber aus Sundern im Sauerland, www.fmv-schreiber.de

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Ralf und ich umkreisen wie die Raubtiere den Iveco, als mein Nachnamensvetter Michael pünktlich zur Übergabe auftaucht. An der professionellen Fahrzeugübergabe und Einweisung merkt man, dass er Fahrlehrer für Berufskraftfahrer ist. Kurz darauf verlassen wir das Sauerland, nicht ohne Kaffee und Butterstulle beim Bäcker zu holen, was mit dem großen Auto kompliziert ist. Warum? Die Einpark-Maße des Iveco entsprechen einem Vielfachen der Maße eines Toyota IQ.

Die Rückfahrt nach Köln – ich durfte heute doch noch arbeiten – verlief problemlos. Nur die 90 km/h Drosselung des Iveco war bei Überholmanövern von anderen LKW ungewohnt. Auch während der Rückfahrt musste ich mit Ralf nach einer Stunde tauschen. Wieder schlief ich auf der Rückbank bis wir um 11 Uhr bei Toyota in Marsdorf einliefen.

Ralf zieht durchs Haus, die alten Kollegen zu beglücken oder zu nerven. Welches jedoch bei wem zutraf, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich arbeite schnell die Reste ab, verkaufe noch ein paar hundert Autos, bis um 12 Uhr Achim anruft. Er möchte seine BMW noch heute verladen. Um 15 Uhr will er bei Toyota sein. Momentan ist er jedoch in Würzburg und muss zuerst zu Hause in Kerpen vorbei, um sein Motorrad abzuholen. Ich schildere ihm von meinem Unwohlsein und sage ihm, er möge sich doch sputen, was er dann auch tut.

Kurz nach 15 Uhr erreicht Achim Toyota. Das Motorrad wird verladen und verspannt. Anschließend läute ich den Feierabend und somit den Urlaub ein. Mit Ralf fahre ich noch beim Supermarkt vorbei. Die Erstausrüstung für die Fahrt (Bier, Wasser, Süßigkeiten etc.) sowie eine Dose Haribo für Laura und Familie einkaufen. Anschließend geht es auf dem direkten Weg nach Hause. Denn dort warten unsere Motorräder auf Verladung.

Ralf muss an seinem Riesenteil den rechten Spiegel demontieren. Sonst stößt genau dieser an die Innenwand des LKW und könnte nicht nur dort, sondern auch an sich selber Kratzer verursachen. Mein Motorrad passt problemlos. Wir sind gerade fertig, da erscheint Steffen unerwartet mit seinem VW-Bus. Vor 22 Uhr hatten wir nicht mit ihm gerechnet. Aber Ankunft um 19 Uhr, das passt super. Direkt verlädt er seine Maschine. Nun stehen 4/5 aller Teile fachgerecht verzurrt im Laderaum. Nur Paulis V-Strom fehlt noch.

Die für Ralf und mich gekauften beiden Pizzas teilen wir brüderlich statt durch zwei nun durch drei.  Unpassend dazu kehrte mein Hungergefühl nach zwei asketischen Tagen des Verzichtes auf die Einnahme von Lebensmitteln jeder Art auf bauchgrummelnde Art zurück. Weniger Pizza, mehr Bier – was sonst schon Mal meine Devise ist, machte ich heute aber nicht mehr wahr. 22.30 Uhr war Schlafenszeit. Denn wir alle waren kaputt und freuten uns – zwar nicht auf das frühe Aufstehen am kommenden Morgen – sondern auf den Morgen an sich.  Denn morgen war

der Anreisetag!

Freitag. Wecken um Punkt 6-Hundert. Um 6.25 Uhr, es ist dichter Nebel und mit 1,6 Grad nur knapp über dem Gefrierpunkt, knattert Pauli mit seiner V-Strom die Einfahrt hinauf. Direkt nach Achim, der mit dem Auto seiner Gattin anreiste. Bis zur Abfahrt, die schlussendlich um 7.15 Uhr war, kaufte Achim noch Brötchen beim örtlichen Backhaus, verlud Pauli sein Motorrad, luden Ralf M und

Steffen das restliche Gepäck in den großen Transporter und ich kümmerte mich um Kaffee für jeden.

Plan war: Jeder 3 Stunden Fahrt, denn die Gesamtplanung belief sich auf 15 Stunden Anreisezeit inklusive Pinkel und sonstiger Geschäftspausen. Wir bemühten uns um einen Temporekord des Ivecos, den wir trotz Abriegelung bei 90 Stundenkilometern auf 106 km/h brachten. Wie? Das sollte eigentlich unser Geheimnis bleiben. Aber als gemeiner Verräter plaudere ich das Geheimnis nun aus. Gefällstrecken, die uns durch Prozentangabe auf dem dafür vorgesehenen Hinweisschild das Gefälle verrieten, wurden ohne Gas und nur mit durchgedrückter Kupplung bestritten. So brachte uns alleine die Physik einen Geschwindigkeitsrekord ein.

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Die Fahrtzeiten

Damit wir sauber aus der durch EU-Gesetz beschränkten Fahrzeitreglung raus sind, haben wir unsere Fahrzeiten schön sauber protokolliert. Unter anderem aber auch, damit wir später sehen können, wer wie lange auf dem bequemsten aller Sitze, dem luftgefederten Fahrersitz, verbracht hat.

Hinfahrt
7.15 Uhr – 10.20 Uhr      Ich
10.20 Uhr – 13.30 Uhr    Achim
13.30 Uhr – 15.30 Uhr    Pauli
15.30 Uhr – 23 Uhr          Pause
23 Uhr – 2 Uhr                  Steffen
2 Uhr – 5.30 Uhr              Ralf M

Rückfahrt
7.40 Uhr – 10.50 Uhr      Steffen
10.50 Uhr – 11.20 Uhr    Pause
11.20 Uhr – 13.30 Uhr    Steffen
13.30 Uhr – 16.20 Uhr    Ralf M
16.20 Uhr – 16.30 Uhr    Pause
16.30 Uhr – 21.15 Uhr    Achim
21.15 Uhr – 23 Uhr          Ich

Unkameradschaftlicher Sieger im Sesselpupser Contest war dieser Aufstellung nach der jüngste im Team, Steffen, vor dem längsten im Team, Achim.

Die Polizei

Mit Lyon hatten wir gegen 15.30 Uhr ein wenig mehr als die Hälfte der Anfahrt  hinter uns. Wir entschieden uns nicht für die Stadtumgehung, sondern für die Tunneldurchfahrt. Und prompt standen wir schon vor dem Nadelöhr, dem Tunnel von Lyon, im Stau. Zäh ging es stockend weiter, als sich neben uns im Tunnel plötzlich ein Unfall ereignet. Wir haben es zwar nur mittelbar mitbekommen, aber als gute Deutsche warteten wir jedoch auf einem Halteplatz am Tunnelausgang. Der Tunnel wurde gesperrt, was an einem Freitagnachmittag ein Verkehrschaos verursachte.  Zuerst wurden von der Polizei alle Franzosen befragt, was aufgrund der gleichen Sprache, wie die der Polizisten, für eben diese kein Problem darstellte.

Wir warten 2 Stunden bis die Polizei uns mitteilte, dass wir sie zur Zentrale der Autobahnpolizei begleiten sollten. Dort werden wir durch einen Dolmetscher nach unseren Erkenntnissen und Beobachtungen befragt. Mittlerweile hatten wir schon drei Stunden mit Wartezeit verloren. Als dann endlich der Übersetzer vor Ort war, begann die Befragung. Mit einem Mal fragte ein Polizist auf Französisch, was wir natürlich nicht verstanden,  der Dolmetscher aber dann gut übersetzte – was wir dann zwar verstanden, aber nicht hören wollten – nach der Karte für den Fahrtenschreiber unseres 6,9 Tonners.

Bei Fahrzeugübergabe in Sundern sagte uns mein Nachnamensvetter Michael, dass diese Karte bei privaten Fahrten nicht nötig sei. Dieses teilten wir wiederum dem Dolmetscher mit, der dieses dem Uniformierten kundtat. Als Antwort hörten wir, dass dieses nicht stimmt und wir eine Straftat begangen hätten, weil wir ohne Karte fuhren.
Also rief ich Michael an, der in Barcelona auf die Fähre nach Mallorca wartet. Er ist mit einer anderen Motorradgruppe unterwegs auf die Mittelmeerinsel. Aber alles klärte sich dank unserem und dem Polizei-Wikipedia und der Polizist entschuldigte sich bei uns. Ohne Karte geht doch.

Außerdem rief ich unsere Vermieterin Laura an, dass sie nicht auf uns warten solle. Sie bot an, den Hausschlüssel unter die Fußmatte zu legen, was ich ihr gerne bestätigte.

Gegen 21 Uhr war endlich ein Ende in Sicht. Alle Aussagen wurden vom jeweiligen Aussagenden und dem „traducteur“  (Übersetzer auf Französisch J ) unterschrieben. Au revoir, auf Wiedersehen (war nicht so gemeint…)!

Erst mal ins benachbarte Mc Donalds und dort geröstete und flach gepresste Rinderfrikadellen, zu welchen sich Tomate und Salatblatt gesellte, das Ganze zwischen zwei hellen Brötchenhälften garniert, vertilgt. Seit dem Frühstück hatten wir, außer Haribo, nichts mehr gegessen. Kurz vor 22 Uhr. Jetzt aber weiter fahren. Hatten wir ja noch mehr als 7 Stunden Fahrzeit vor uns.

Figueres-Süd, 5 Uhr, Autobahnabfahrt. Noch ein kurzes Stück südwärts auf der NII, dann in Bàscara rechts auf die GI554. Ralf M ist der Fahrer, der an der Reihe ist. Er ist verständlicherweise ziemlich müde, lässt sich aber von der Gruppe nicht zu einem Fahrertausch bewegen. Fernlicht will er auf der engen und kurvigen Straße nicht nutzen. Natürlich will uns gerade hier und um diese Uhrzeit ein anderes Auto überholen. Stress pur. Es folgt eine scharfe Rechtskurve. Wir landen beinahe im Graben, aber Ralf M fährt so langsam, dass nichts anbrennt. Wir anderen sind durch diese beiden Aktionen wieder hellwach und haben vor Schreck in die Hose gemacht. Endlich, am Zielort Les Anglades biegen wir links in den Weg ein. Ralf M ist verständnisvoll und möchte nicht mehr in die Hofeinfahrt einbiegen. Zur Begrüßung (es ist 5.20 Uhr morgens) drückt er schnell noch auf die Hupe. Steffen stellt das Fahrzeug vor dem Haus ab. Wir sind alle fertig nach dem langen Tag, aber glücklich am Ziel zu sein. Schnell noch ein  Reisdorf getrunken. Um 6 Uhr haben wir schon alle selig geschlafen.

Die erste Tour

Samstag. Um 10 Uhr ist weckerloses kollektives Aufstehen. In den Schlafräumen ist es dank lichtundurchlässiger Fensterläden stockdunkel. Draußen herrscht dafür schon strahlender Sonnenschein. Auf der Terrasse sind es einladende 20 Grad.

Als erstes laden wir alle Moppeds aus dem LKW. Dann wird der LKW für eine ganze Woche hinter dem Haus geparkt. Ralf M kommt als Letzter schlaftrunken nach unten. Er hatte, als sonst Kurzschläfer, heute am längsten geschlafen. Er kümmert sich um die Spiegelmontage an seiner Honda, während wir auf der Terrasse Kaffee trinken und Laura zur Begrüßung kommt. Alles wird uns  liebevoll erklärt. Diese herzliche Begrüßung macht uns mit einem Male stressfrei und lässt die Vorfreude auf die kommende Woche aufblühen.

11.30 Uhr starten wir zur Aufwärmtour. Auf direktem Weg auf Nebenstraßen geht es über Empuria und Roses bis nach Cadaques. Dort nehmen wir am Hafen das zweite Frühstück ein. Die Kurven vorher waren schon ein Vorgeschmack, was uns die kommenden Tage erwarten wird. Alle haben  vor Freude glänzende Augen. Die Sonne brennt uns auf den Pelz. Ich will heute noch was fahren. Die Küste entlang und dann in die Pyrenäen abbiegen.

Über Llanca und Portbou ziehen wir am Hahn, um unseren ersten Tankstopp direkt am spanisch/französischen Grenzpass, dem Coll Dels Balitres einzulegen. Danach düsen wir immer an der Küste entlang bis nach Argèles-sur-Mer, wo wir links Richtung Le Boulou abbiegen. Durch das beeindruckende Tal des Flusses Tech fahren wir westwärts bis kurz hinter Arles-sur-Tech. Dort geht es links die D3 bergauf nach Coustouges. Wir sind wieder in Spanien, blasen die Passstraße herunter. Vor Macanet de Cabrenys legen wir eine Fotopause ein.

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Wir genießen den Sonnenschein und die ständigen Kurven. Über Figueres wollen wir nun wieder in unser Ferienhaus. Aber vorher noch der große Einkauf. Am südlichsten Supermarkt von Figueres an der N260 halten wir zum Großeinkauf an.

Passt das alles in die Moppedkoffer? Waren ja nur 72 Dosen Estrella und San Miguel plus Grillfleisch, Brot und sonstige Beilagen.

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Beim Grillen und der oralen Einführung der zuvor gekauften fleischigen und flüssigen Nahrungsmittel entspannten wir uns mit einem ausgelassen Gelage bis kurz nach 0 Uhr von den Strapazen des letzten sowie des aktuellen Tages.

Der zweite Tag

Für den Sonntag wurde eine kurze Tour geplant. Der Alkohol der vergangenen Nacht musste ja noch abgebaut werden. Zuerst wurde der Grillplatz aufgeräumt. Die große Mülltonne lag nämlich umgekippt und teilentleert auf dem Boden. Ralf M übernahm dankenswerterweise die Drecksarbeit und räumte den Müll zurück in die Tonne. In der Nähe des Müllgefäßes sichteten wir neben Wildschweinspuren auch Fuchsspuren. Und an den kommenden Tagen sahen wir noch eine Katze auf dem Grill (natürlich lebend und nicht zum Essen!) und Hunde im Garten. Bis heute haben wir nicht rausbekommen, wer sich letztendlich an unserem Müll verlustiert hat.

Nachdem der Restalkohol verflogen war, starteten wir gegen 10.30 Uhr nach Banyoles, wo wir unsere Böcke auftankten. Dann ging es erst um den See herum und anschließend durch den Wald die tolle kurvige Straße GI524nach Olot. Unterwegs sahen wir einige Sonntagsausflügler. War schon gut, dass wir das Gebirge für diesen Tag gewählt hatten und nicht das Meer. Wahrscheinlich wäre es dort noch voller gewesen.

Bei Ankunft in Olot ließen wir uns bei strahlendem Sonnenschein auf dem Marktplatz zur Kaffeepause nieder. Endlich Wifi! Alle, außer uns beiden Ralfs, waren sehr glücklich und streichelten ihr smartes elektronisches Gerät liebevoll, um sich in Whats App oder Sonstigem zu tummeln.

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Schweren Herzens wegen Wifi, aber leichten Herzens, wegen der bevorstehenden Kurven und Pässe, verließen wir den sonnigen Marktplatz Olots, um in Richtung Süden, die C153 nutzend, nach Vic aufzubrechen. Vor Vic bogen wir westwärts auf kleinste und kurvigste Straßen ein. Es wurde uns vor den ganzen Kurven fast schwindelig. Kurz hinter Espinelves bog ich falsch ab, weiter nur die kurvigsten Straßen. Nach rund 5 Minuten bemerkte ich meinen Fehler, drehte um und nahm die gleichen Kurven, dieses Mal anders herum, bis zum Punkte des Verfahrens. Über eine allerkleinste Straße, vielleicht 3 Meter breit, fuhren wir, immer nur im 2. Gang, am Felsen entlang 15 Kilometer bis nach Osor.

Feierabend, wir hatten für heute genügend Kurven gesehen und freuten uns auf die Grillwürste und das Fleisch am Abend. Über Girona und die NII bis Bàscara, dort links in Richtung der aktuellen Heimat. Ich fahre ein Stück vor, um die vorbeifahrenden Fahrer mit dem Fotoapparat zu filmen, was auch gelingt. Anschließend hinterher, mit der Kamera in der Hand. Genug gefilmt, ich will die Kamera gerade ausschalten, da sehe ich aus dem Augenwinkel den 50 Meter vor mir den bremsenden, nein verbremsenden Steffen. Geradeaus fuhr er einen steilen Schotterweg bergab, statt der geteerten Straße nach links zu folgen. Kondition und Konzentration ließen nach. Glücklicherweise war nichts passiert.

Nach der Grillorgie wurde zuerst mal der Mülleimer fachgerecht verriegelt und verstaut. Steffen und Ralf M gingen erschöpft zu Bett. 21.30 Uhr, Achim, Pauli und ich spielten bis kurz nach 23 Uhr interessiert das Kartenspiel Wizzard. Und gewonnen hat: „wer schreibt, der bleibt“ – ich J

Am Meer verloren

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Heute ist Montag, der Wochenendverkehr ist dem Alltagsverkehr gewichen. Die Sonne scheint und ich schlage vor, unser Frühstück bei Maja in Empuria zu uns zu nehmen. Dort wo Widger und ich schon 2007 und 2008 täglich toll und preiswert frühstückten. Nach Zustimmung der Truppe ging es hungrig los nach Empuria. Im Ort angekommen muss ich noch kurz suchen, aber finde das Lokal ohne mich zu verfahren. Geschlossen! Ob nur heute oder für den Winter oder für immer, das erschließt sich uns nicht. Vielleicht beim nächsten Besuch. Also fahren wir weiter zur Promenade an der das Lokal Orange Kiwi mit seinen orangenen Sitzmöbeln in strahlendem Sonnenschein zum Verweilen einlädt. Wir werden überaus freundlich von der weiblichen jungen Bedienung auf Deutsch begrüßt und auch genauso bedient. Leckere Croissants und belegte Baguettes. Dazu die Sonne und der Blick auf Strand und Meer. So muss Urlaub sein!

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Morgens hatte Steffen seinen Fotoapparat am Fernscheinwerfer der Buell montiert und sicher verklebt. Die Filme, die er ab jetzt produzierte, sind mit dieser einfachen Technik toll gelungen.
Langsam mahnte ich zum Aufbruch. Bei tollem Wetter ging es weiter an der Küste entlang, so wie am Samstag. Das Kurvenparadies bis Banyuls-sur-Mer war geplant. Vor Portbou bogen hinter mir, wie vorgesehen, Pauli und Achim links den Berg hinauf ab, statt, wie am Samstag, den Weg durch den Tunnel zu nehmen. Die nachfolgenden Steffen und Ralf sahen den – leider ein wenig höher und nicht direkt an der Kreuzung postierten – Achim nicht und brausten durch den Tunnel. Nach kurzer Absprache nahmen wir drei dennoch den tollen und kurvigen Weg oben über den Berg und fuhren den beiden anderen durch den Tunnel nicht hinterher. Da wir am Morgen ein Briefing hatten, bei dem die Strecke bekannt gegeben wurde, nahmen wir an, dass Ralf M und Steffen in Banyuls warten würden. Aber falsch gedacht, die beiden fuhren gut 10 Kilometer weiter. Dort hielten sie an und lasen meine SMS bzw. sahen den Anruf in Abwesenheit und kehrten um.

Wir anderen drei entspannten uns derweil im brütenden Sonnenschein auf einer Sitzbank mit Meeres- und Straßenblick. Gefühlte Stunden, aber in Echtzeit nur 10 Minuten später, trafen alle wieder zusammen, um nach weiterer kurzer Pause die Bergstraße Richtung Coll de Banyuls zu erklimmen.

Diese Passstraße hatte ich per Landkarte ausgewählt, per Google Maps konnte ich Frankreich und Spanien nicht verbinden. Erst später kam ich auf den Trichter, den Scheitelpunkt mit seinem Namen „Coll de Banyuls“ anzugeben. So funktionierte es dann auch mit Google Maps.

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In verschiedenen Radler-Foren las ich von gut geteerter Strecke und auch beim Abfliegen mit Street View sah ich eine gut geteerte Straße. Die Franzosen haben mit Street View oder einer frisch geteerten Nebenstraße jedoch nichts zu tun. Seit vermutlich 40 Jahren hatte diese Straße keinen Straßenbauarbeiter mit einem Teereimer mehr gesehen. Nur die Beschilderung an den Kreuzungen war ganz gut. Wenngleich mit winzigen Hinweisschildern. Wahrscheinlich für die Fahrradfahrer. Landschaftlich war die Strecke jedoch sehr schön. Durch die südfranzösischen Weinberge des Weinanbaugebietes Languedoc & Roussillon holperten wir bergan. Rund zwei Kilometer vor dem Pass wies die Strecke plötzlich eine super Teerdecke auf. Diese Logik habe ich bis heute nicht verstanden. Entweder hatten die Spanier noch Teer übrig und haben einfach in Frankreich weiter geteert oder die Franzosen haben am Pass angefangen und hatten nach zwei Kilometern keinen Teer mehr.

Enge Serpentinen begannen kurz vor dem Gipfel übrigens auch. Diese überraschten Ralf M mit seinem Dickschiff und machten ihm schwer zu schaffen. Aber er meisterte diese Hürden mit schweißnassen Händen.

Wie erwähnt erwartete uns auf spanischer Seite eine klasse geteerte Straße. Dieser folgten wir in zügigem Tempo bis nach Espolla. In den verwinkelten Gassen durch den Ort den richtigen Weg zu finden war eine Herausforderung, wenn auch eine sehr reizvolle. Immer wieder faszinierend wirkt das spanische Straßengewirr auf mich.

Nach dem Tankstopp bogen wir in die Bergstraße nach Darnius ein. Der Coll de Manrella war das nächste Ziel. Dieser Pass ließ sich, im Gegensatz zum vorigen Pass, bei der Routenplanung toll routen und auch die Karte zeigte nichts Negatives auf dem Weg nach Frankreich an. Breit geteert flogen wir in hohem Tempo der Passhöhe entgegen. Diese erreichten wir; allerdings hörte auf französischer Seite der Teer unvermittelt auf. Wir schickten unseren Erkunder Pauli los. Der kam nach einigen Minuten zurück und deklarierte die Strecke als für uns unpassierbar. Wenn er wüsste, was wir Mittwoch noch erleben würden… Übrigens habe ich mir diese Passhöhe mittlerweile mal in Street View angeschaut. Folgendes Bild ist dort abgebildet:coll-de-manrella

Wir entschieden uns, zurück bis nach Darnius zu fahren und bei Coustouges die Grenze nach Frankreich zu passieren. In umgekehrter Reihenfolge wie am Samstag. Auf der Passhöhe stoppten wir. Alle mit glänzenden Augen. Auf dieser Bergauf-Passage haben Ralf M und Steffen endlich mal ihre Reifen rund gefahren. Überhaupt haben beide auf dieser Tour ihr Fahrerdiplom gemacht.

Nächster Stopp am nächsten Grenzpunkt, dem Coll d’Ares. Mit einer Temperatur von 12 Grad der kälteste Ort während der gesamten Tour. Nach Fotostopp und Pinkelpause ging es anschließend auf spanischer Seite bis nach Mollo, wo wir auf dem kleinen Marktplatz noch einen Kaffee tranken. Steffen und ich kauften in der kleinen Metzgerei vor Ort noch Wurst ein. Vorher mussten wir auf der gegenüberliegenden Straßenseite den Metzger aus der Schlachterei holen, da im Laden niemand zu finden war.

Auf der Weiterfahrt bogen wir noch vor Camprodon links auf die

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GIV 5223 nach Beget ab. Beget ist ein denkmalgeschützter Ort, den man nicht durchfahren kann. Ebenfalls ist er Ausgangsort für viele Wanderungen in diesem wunderschönen Berg oder auch Talgebiet. Über Oix düsten wir bis nach Castellfollit, dem Dorf, welches auf Fels erbaut wurde.

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Auf der N260z ging es nun zurück. Einkaufen, Grillen, Bier. Wie jeden Abend.

Costa Brava

Gestern war es wieder lang, heute sollte deshalb eine kürzere Tour auf dem Plan stehen. Achim und Pauli waren in ihrer Jugendzeit, also schon irrsinnig lange her, mal gemeinsam in Tossa de Mar. Da die kurvige Küstenstraße von Sant Feliu de Guixols über Tossa bis nach Lloret ganz tolle Kurven und Ausblicke hat, stand diese heute auf dem Plan. Der Hinweg führte uns auf leicht geschwungenen Straßen durch das Vorküstenland. Das letzte Stück vor Sant Feliu de Guixols zeigt, dass wir uns in einer Sommerurlaubsdestination befinden. Die C31 ist autobahnmäßig ausgebaut. Schnell abgebogen und durch den Ort gefahren, was allerdings ebenfalls keine Freude darstellt.

Aber hinter dem Ortsausgang beginnt die kurvige Küstenstraße. Schnell die auf dem Heckträger montierte Kamera eingeschaltet und die hinterherfahrende Meute gefilmt. Es sah dann wie folgt aus: Vorneweg ich mit der Kamera am Heckträger, dahinter folgten Achim und Pauli, danach kam Steffen mit der Kamera am Scheinwerfer und den Kehrwagen bildete wie immer unser Ralf M.

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Nach dem obligatorischen Fotostopp fuhren wir weiter nach Tossa de Mar, den Kaffee „Con Leche“ reinpfeifen. Die Schranken des Parkplatzes umkurvten wir ebenso gekonnt, wie die vorangegangenen Kurven auf der Straße. Es kam mir so vor, als hätte die Verwaltung von Tossa die Schranken bewusst so gestaltet, dass man als Zweiradfahrer, ohne Parkgebühren zu bezahlen, gemütlich daran vorbei fahren und dann auf den vorgesehenen Moto-Parkplätzen parken kann.

Nach Kaffeepause an der Promenade nahmen wir noch die letzten Kurven bis Lloret. Dort verließen wir das Meer über die C63. Hatten wir die Tage zuvor schon Kühe und Ziegen an und auf der Straße gesehen, Wildschwein- und Fuchsspuren auf der Wiese gesichtet, aber die Bordsteinschwalben des horizontalen Gewerbes erwarteten wir hier nicht zu sehen. Genau dieses in kräftige Farben gekleidete und gut zu Vögeln seiende Lebewesen gibt es im Norden Spaniens auch. Wir stoppten nicht, ob des seltenen Anblickes, sondern folgten der C63 bis nach Les Planes des Hostoles.

Nach erneuter Kaffeepause bogen wir in die kurvenreiche GI531 ab und erreichten über Girona und den Supermarkt in Banyoles unser Heim bei Laura und Toni.

Die Vermieter

Laura und Toni sind zwei liebenswerte Menschen. Laura und ihre Vorfahren stammen alle aus dem Ort Les Anglades. Deshalb hat der Ort auch den Nachnamen von Laura bzw. umgekehrt. Laura buk uns zwei Mal total leckere Muffins. Und einen selbstgemachten Kräuterschnaps aus allem, was dort wächst, gab sie uns ebenfalls.

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Toni, als ihr Mann, besitzt einige Motorräder, die er uns dann auch zeigte. Die Maschinen fristen verhüllt unter weißen Bettlaken ein trauriges Dasein. Er fuhr erfolgreich Motorradrennen und zeigte uns, neben den Maschinen, auch seine gewonnenen Pokale.

Aber Toni verkündete eine Rückkehr auf die Strecke. Nur wann, das sagte er nicht.

Die Herzlichkeit der Vermieter lädt von sich aus schon zu einer Wiederholung des Urlaubes ein. Obwohl Toni nur spanisch spricht, haben wir uns prächtig mit ihm verstanden!

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Und noch eine Geschichte zu Laura und Toni. Wir wollten abends ein Restaurant zum Speisen aufsuchen. Tranken allerdings vor dem Abmarsch schon ein paar Bier. Gerade wolltenwir gehen, als Laura und Toni auftauchten. Das Lokal sei heute geschlossen, verkündeten sie. Aber Toni kann mit den angetrunkenen Pauli und Achim nochmals nach Banyoles zum Einkaufen fahren. Diesen Gefallen tut er uns gerne. All diese Erlebnisse zeigen diese uneingeschränkte und tolle Gastfreundschaft. Nebenbei verschafften sie uns einen angenehmen Grillabend.

Kurven und auch Schotterpisten

Am Mittwoch starteten wir bereits schon um 9.45 Uhr und damit früher als sonst. Ein langer Tag war geplant, denn es ging bis in die Nähe des fürstlichen Andorras.

In Besalú wurde getankt. 2 Croissants für 1 € lautete das Tankstellenangebot, welches wir natürlich umgehend mit unserer Bestellung in die Praxis umsetzten. Wieder mal gut gestärkt fuhren wir auf kleinen Nebenstraßen bis nach Olot, von dort ging es in schneller Hatz über die N260 bis nach Ripoll. Nun fuhren wir gen Norden, aber auch nur 5 Kilometer auf der breiten Bundesstraße.

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Bei Campdevanol bogen wir links in die GI401 ein. Schon nach wenigen kurvenreichen Kilometern begegneten uns die ersten frei laufenden Kühe auf der Straße. Nach unzähligen Biegungen machten wir bei rund 30 Grad Außentemperatur beim Refugi Coll de Merolla eine kurze Pause. Das Refugi hatte geschlossen, deshalb fuhren wir weiter in den nächsten Ort La Pobla de Lillet. Zumindest gab es dort ein Café, welches uns in weiterhin heißem Sonnenschein den ebensolchen Café con leche servierte.

Anschließend rollten wir durch Guardiola de Bergueda. Ob der Ort was mit dem aktuellen Trainer der Bayern zu tun hat? Wir konnten es nicht ergründen.

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Von Baga aus stürmten wir auf der BV4024 den Coll de Pal hinauf. Wunderbare Ausblicke. Kühe und deren Exkremente auf und neben der Fahrbahn. Kein menschliches Wesen oder Auto begegnete uns bis zur Passspitze. Viele tolle Ausblicke und Kurven ließen in uns Vorfreude für die bestehende Abfahrt aufkommen.

Doch plötzlich die gleiche Situation, wie vorgestern. Hinter dem Pass ging es auf Schotter weiter. Da dieses in meiner Karte allerdings nicht verzeichnet war, fuhr ich flott voran. In der Annahme, dass die Karte recht hat und dieser Schotter uns nur kurz begleiten sollte. Nach einigen hundert Metern stoppte ich nachdenklich.

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Nachdem Steffen munter hinter mir hergefahren kam und meinte, dass wir ruhig weiter fahren sollen, zerstreute ich meine Gedanken und fuhr weiter. Wiederum einige hundert Meter weiter ging es steil bergab. Eine ausgewaschene und von Felsbrocken gepflasterte p1110958Schotterstrecke rutschten wir talwärts. Dann ging es plötzlich wieder bergan. Steine kullerten zwischen unseren Rädern. In der Ferne sahen wir einen großen Platz und einen Skilift sowie ein fahrendes Auto. Hoffnung keimte auf. In der großen Höhe und bei ebensolcher Hitze schlidderten wir zum Platz mit Lift.

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Alle waren froh, dass wir es bis hierher geschafft hatten. Irgendwie waren wir aber unzufrieden, denn auch vom Lift ging es nur über rote, blaue und schwarze Skipisten weiter. Eine geteerte Straße war nirgendwo in Sicht.

Zuerst wurde sich in den Sessel des Liftes gesetzt und ein Selbstauslöser-Foto gemacht. Die Liftanlage war dort unter Dach, damit die Skitouristen im Winter geschützt in die Sessel steigen können. Während der nicht-winterlichen Jahreszeit scheinen sich an diesem Platz die frei laufenden und mit Glocken behängten Pferde und Kühe geschützt vom Unbill des Wetters aufzuhalten. Überall waren deren verdaute Exkremente zu sehen.

Steffen drückte auf den Selbstauslöser und wollte zu uns sprinten. Dabei rutschte er auf den am Boden liegenden Fladen aus und legte sich dazu. Wir hatten vor Lachen Tränen in den Augen. Er auch, aber nicht unbedingt vom Lachen. Beim zweiten Anlauf funktionierte dann das selbstauslösende Foto.

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Oben: 5 Freunde – Unten: ausgeschiedenes Wiedergekäutes

Wir sahen weitere Autos mit Pistenpräparierern bzw. Waldarbeitern den Schotterweg heraufkraxeln. Pickups mit Geländeuntersetzung. Ob es eine für unsere Straßenmaschinen geeignete Fluchtstrecke gebe, fragten wir die Herren. Freundlich erwiderten sie, dass wir nur diesen Weg benutzen können. Andere Wege gäbe es nicht! Aber einer der Herren meinte, dass er mit seiner Honda CB500 auch schon Mal hier hochfuhr. Ein schwacher Trost.

Wir entschieden eine Änderung der Reihenfolge unserer Motorräder, damit sich im Falle eines Sturzes immer jemand mit einer leichteren Maschine bei einem mit einer schwereren Maschine befindet. Wer stürzte? Pauli mit seiner vermeintlich leichten V-Strom. Steffen half sofort. Außer einem gelösten Spiegel war glücklicherweise nichts passiert.

Gefühlte Stunden später, die Außentemperaturen lagen bei über 30 Grad, kam uns noch ein Allrad-LKW den Berg hinan entgegen. Teer in Sicht! Ein freudiges und wohliges Gefühl stieg in allen hoch. Wir hatten den geteerten Bergparkplatz erreicht. Total verschwitzt nahmen wir wohlverdient die durstlöschenden Wässerchen ein.

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Nun fing das wirkliche Kurveneldorado an. Bergab wand sich die Strecke über Masella nach Alp. Unmittelbar danach schloss sich östlich der Tossa Pass mit 45 km Kurven über Ribes nach Ripoll an. Auf dieser Strecke pausierten wir in einer Kurve, um Fotos von uns in extremer Schräglage aufzunehmen. Wir hatten aber immer noch nicht genug. Hinter Ripoll befuhren wir die N260 bis Olot in umgekehrter Richtung wie morgens.

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Nach dem bis hierhin langen Tag blieben wir auf der Umgehungsstraße N260 bis nach Figueres. Direkt vor Figueres nahm ich im Kreisverkehr die falsche Ausfahrt und fuhr parallel zur Bundesstraße – auf Schotter! Dieses Mal nur wenige Meter, denn wir konnten über einen Stich zurück auf den Asphalt. Biervorräte im Supermarkt auffüllen, Fleisch kaufen, denn zu Hause war Grillen angesagt.

Letzter Fahrtag

Donnerstag war unser letzter Tag, da Freitag früh die Rückreise bevorstand. Achim möchte heute aber nach Tossa, weil er hier mit seinen Eltern früher öfter in den Ferien war. Als er sich an den weitläufigen und leeren Strand in die Sonne legte, kamen die einzigen beiden Strandläuferinnen, zwei dunkelhäutige Damen mit kräftigem Körperbau und negroidem Ursprungs sowie deren muntere Kinder und legten sich ausgerechnet in ziemliche Nähe unseres Langen. Über den Rest seiner Stranderlebnisse hüllte Achim dann den Vorhang des Schweigens…

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Wir fuhren nochmals über Besalú Richtung Olot, ließen dieses aber südwestlich liegen um auf der C26 den Berg hinauf zu fahren. Vor dem Tunnel bogen wir rechts ab, passierten den Coll de Capsacosta um in Sant Pau auf die C38 zu stoßen. Wir fuhren nordwärts – verließen die Straße aber, um die engen Gassen von Camprodon zu erkunden. Ein sehr schöner Ort, der bei meinem nächsten Besuch einen ausgiebigeren Besuch verdienen wird. Außerdem zweigt hier die Sackgasse ins Skigebiet Valter 2000 ab. Und auch diese Straße nehme ich mir in Zukunft mal vor.

Am Coll d‘Ares legten wir eine Kaffeepause ein. Die Hütte auf der Passhöhe hatte heute erstmals (ich war schon mindestens 5 Mal hier oben) geöffnet. Französische Polizisten tauschten sich mit ihren spanischen Berufskollegen bei einem Café au lait (das Haus steht wohl auf französischer Seite der Grenze) über ihre Berufsperspektiven und die länderspezifische unterschiedliche Ausbildung aus. So wie es unsere bescheidenen französisch und spanisch „Hörkenntnisse“ zuließen, deuteten wir die Gespräche so. Vier holländische Motorradfahrer, alle unter 30 und mit sportlichen Maschinen – wir hörten sie schon mehrere Minuten, bevor sie die Passhöhe erreichten – stoppten ebenfalls. Knatterten dann aber wieder, noch lange hörbar, nach Spanien weiter.

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Wir rollten gemütlich die ungünstig geteerte Straße nach Frankreich herunter und genossen unseren letzten Pyrenäentag. Unmittelbar vor Prats-de-Mollo sah ich niemanden mehr im Rückspiegel. Erstaunt und ängstlich, weil wir eben nicht schnell, sondern langsam fuhren, kehrte ich um, in der Annahme, es sei etwas passiert. Schon rollten mir meine Mitstreiter entgegen. Steffens Motor war ausgegangen. Alles funktionierte, nur die Benzinpumpe reagierte nicht auf Zündbefehle. Das alles an der denkbar weitesten Entfernung zu unserem Ferienhaus und LKW. Zum Glück ist Steffen Techniker. Sitzbank demontiert, alles inspiziert, keine Fehler festgestellt und nachgedacht. Die Lösung war der Killschalter. Weil wir genießend und langsam unterwegs waren, berührte er beim „in-die-Gegend-gucken“ versehentlich und unbemerkt eben diesen Not-Aus-Schalter und unterbrach damit die Benzinzufuhr.

Nach teurer Tankpause, aber nur für den kleinbetankten Steffen, in Arles-sur-Tech, fuhren wir zum wiederholten Male über den Grenzort Coustouges und Darnius die tolle Kurvenstrecke Richtung Mittelmeer. Pauli und ich tauschten für die nächsten 20 Kilometer unsere Moppeds. Wollten wir doch wissen, wie sich der andere auf seiner Karre fühlt.

An der NII tankten wir dann alle zum letzten Male den preiswerten spanischen Sprit. Ab hier ging es über geschwungene Vorküstenstraßen bis Vilajuiga, wo wir links den Berg und die Serpentinen hinauf zur Ruine Sant Salvador abbogen. Bei sengender Hitze machten wir einen ausgiebigen Fotostopp.

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Nun pesten wir die tolle Strecke runter nach La Selva. Dort rechts Richtung Cadaques, über Roses und Empuria mitten durch Figueres nach Hause. Vor Figueres verpassten wir unseren beschmutzten Maschinen an einer Selbstwaschanlage noch eine Wäsche und kauften die Mitbringsel für unser deutsches zu Hause ein.

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Denn in unserem spanischen zu Hause stand Achim bereits mit seinem Feierabendbier auf der Terrasse. Er hatte seine beiden Begleitungen abgeschüttelt und traf somit 30 Minuten vor uns bei Laura und Toni ein.

Nachdem wir anschließend die Maschinen verladen haben – nicht unbedingt in Schutzkleidung – wurde ein letztes Mal gegrillt und Alkohol getrunken.

Laura und Toni kamen noch zur großen Verabschiedung vorbei.

Die Rückreise

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Freitag, 6.30 Uhr aufstehen, denn heute  ging es für die Bagage

zurück in die Heimat. Zur Feier des Tages und aus sentimental-romantischen Gründen meiner Verbundenheit zu Laura, zog ich mir für die Reise meine L + R (Laura und Ralf)-Socken an.

Die ganze Reise verlief ohne Vorkommnisse. Nach Zukauf einiger Stücke französischer Autobahn fuhren wir ohne Vorfälle über Luxemburg in die schöne Eifel nach Marmagen, welches wir dank gedrosselter 90 km/h des Transportfahrzeuges schon um 23 Uhr erreichten.

Pauli fuhr noch mit der V-Strom nach Hause, Achim im Auto. Auch Steffen entschied sich, ebenfalls weiter zu fahren. Um 3.55 Uhr morgens erhielt ich seine SMS, in der er über seine sichere Ankunft in Hamburg berichtete.

Samstag: Ralf M verließ die Eifel nach Spiegel- und Koffermontage am Morgen gegen 9.30 Uhr. Mittags fuhr ich zur Waschanlage, wo ich den Dreck von meiner Maschine kärcherte. Um 14.54 Uhr erreichte mich die SMS von Ralf. Er war gesund in seiner fränkischen Wahlheimat angekommen.

Ende

Am Sonntag machte ich mir bereits die ersten Gedanken zu einer Reload-Tour. Denn wir waren uns einig, dass wir alle nochmal fahren wollen!
Ebenso begann ich die Bilder zu ordnen und diesen Bericht zu schreiben. Sollte doch die Nachwelt von unserer tollen Tour erfahren! J

5 Freunde
1.200 Kilometer jeweils für Hin – und Rückreise (Ende A1 Blankenheim bis Les Anglades )
15 Stunden Fahrtzeit, jeweils inklusive einer Stunde diverser Pausen
6 Touren
300 Kilometer durchschnittlich pro Tag = 1.800 Kilometer gesamt
8 Stunden Motorradfahren pro Tag im Schnitt
30 Pässe – mindestens, da ungezählt
5.000 Kurven – mindestens, da ungezählt J
500 € Kosten pro Person inklusive aller Kosten außer Motorradbenzin und Mitbringsel
50 Liter Bierverbrauch mindestens – vorwiegend San Miguel
10 rundgefahrene Reifen
100% Spaß und Freude

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