Am 22. März 2022 war es soweit.
Eigentlich war es schon ein paar Tage vorher soweit. Aber am 22.3. habe ich wenigstens Fotos gemacht….
„Ich fahre schnell mal das Motorrad waschen…“ sagte ich zu Hause. Es war gegen 12 Uhr mittags – also High Noon sozusagen. Die Sonne schien herrlich in die langsam erwachende Eifel-Landschaft. Es waren um die 16 Grad und die Höchstwerte für den Tag waren noch nicht erreicht.
Also Garagentor geöffnet, die Maschine rausgeschoben, das Garmin-Navi angeschlossen und gedacht, dass ich einen kleinen Umweg einlege.
Demnach bog ich am Eiffelplatz nicht in Richtung Kall, sondern in Richtung Schmidtheim bzw. Milzenhäuschen ab. Ein vorbeifahrender Motorradfahrer machte mir diese Entscheidung am Dienstagmittag leichter. Also fuhr ich hintendrein. Wobei ich gestehen muss, dass der andere Motorradfahrer (mit BM Kennzeichen) mich nervte. Auf der Geraden zog er auf 120 km/h davon, aber vor der Kurve bremste er auf 85 km/h ab. Er war heute aber nur mein erstes (und einziges) Opfer, welches ich überholen musste, denn weitere Motorradfahrer sah ich zwar zur Genüge, aber die kamen alle entgegen oder saßen pausierend am Straßenrand.
Nachdem ich Schmidtheim erreichte, kam mir eine Idee. Ich schaue mal in Belgien nach, was der Sprit dort so kostet. In Deutschland kostet das E10 am heutigen Tag 2,049 Euro.
Im Ort bog ich rechts ab, am Sportplatz und Schloss vorbei in Richtung Flugplatz. Dort war sogar ein bisschen Flugverkehr, den ich vom Tor aus beobachten konnte.
Nach Passieren der Kartbahn, auch dort drehte ein einsamer Kartfahrer seine Runden, ging es rechts ab. Die schöne und kurvenreiche Waldstrecke in Richtung Udenbreth.
Am Kreisverkehr bei Neuhaus nahm ich die dritte Ausfahrt und fuhr in östlicher Richtung bis nach Berk. Dann rechts über Frauenkron und schwupps hatte ich die Grenze in Losheim erreicht. Und was das kostbare 95er dort kostet, habe ich im Rückspiegel fotografiert.
Ab hier blieb ich allerdings auf deutscher Seite auf der B265, dieses Mal nordwestlich bis zum Kreisverkehr bei Losheimergraben.
Nun entschied ich den kürzeren Weg über belgisches Terrain zu nehmen.
Bald war die nächste Grenze passiert und ich befand mich zurück im deutschen Lande und dem dazugehörigen Nationalpark.
In Dreiborn dann links abgebogen. Wollte doch noch ins Nationalparkzentrum nach Vogelsang. In Morsbach schaute ich auf die Uhr. Bin doch schon länger unterwegs gewesen als geplant. Schnell noch ein Foto gemacht.
Und hier bin ich dann doch rechts abgebogen, um über Gemünd nach Kall zur Waschanlage zu kommen.
Ab hier ging es dann auf dem nächsten und kurvenreichen Weg zurück nach Hause, wo ich rund zwei Stunden und 90 Kilometer später ankam.
„War es voll an der Waschanlage? Du warst so lange unterwegs“ hörte ich die mir bekannte Frauenstimme sagen. Ich erwiderte nur mit einem ruhigen und festen „JA“, entledigte mich der Motorradklamotten, zog die kurze Hose an und setzte mich grinsend mit einer Motorradzeitschrift in der Hand auf die sonnige Bank vor der Haustür.
Am „day after“ – also am Tag nach der Waschanlagen-Exkursion mit der großen Maschine, wollte ich das Zweitmotorrad – meine Yamaha – bewegen.
Nun folgt aber der Fluch der Arbeit im Homeoffice, denn meine zeitweise Sozia belegt zu Hause den Schreibtisch – sprich: sie ist zu Hause und nicht in ihrem Büro in der Stadt mit K. Der Arbeitsplatz zu Hause hat die Haustür im Blick. Was normalerweise ja vorteilhaft wäre. In meinem Fall stellt es sich eher als Nachteil – für mich (!) – heraus. Denn irgendwie muss ich ja in die Garage kommen.
So kommt es, wie es kommen musste. Ich schlüpfe still und leise in die Motorradklamotten, aber der Weg zur Haustür bleibt nicht unentdeckt!
„Wohin des Weges? Du warst doch gestern schon stundenlang mit dem Motorrad unterwegs!“ schallt es vom Schreibtisch herüber.
Den Begriff stundenlang definieren Frauen scheinbar unterschiedlich. Beim Shoppen im Laden dauert „stundenlang“ wirklich so lang. Meine zwei Stunden vom Vortag waren ja nur ein Bruchteil dessen.
„Ich fahre mit der Yamaha“ erwiderte ich schüchtern. Worauf sie entgegnete: „Die ist doch ganz sauber!“ Den weiteren Verlauf des Gespräches schreibe ich nicht auf, dafür würde ich stundenlang (echte Stunden!) benötigen. Jedenfalls murmele ich in meinem letzten Satz etwas wie „Bremsen am Motorrad prüfen“ und verschwommen höre ich noch: „Mach aber nicht so lang wie gestern“. Dann fällt die Haustür ins Schloss. Himmlische Ruhe überkommt mich schon auf dem Weg zur Garage.
Der Motor der Yamaha startet und der dumpf blubbernde Klang des Auspuffs lässt mich alles vergessen. Beseelt schwinge ich mich auf die Sitzbank und cruise gemütlich durch Nettersheim in Richtung Tondorf. Bis dahin ist der Motor schön warmgelaufen. Runter geht es in Richtung der B258 und dann am Kreisverkehr links an der Ahr entlang in Richtung Ring.
In Ahrdorf halte ich auf der Ahrbrücke an und genieße den Sonnenschein. Die Schäden der Horrorflut sind größtenteils behoben. Hin und wieder sieht man noch Schutt am Rande liegen. Der zerstörte Campingplatz von Ahrdorf ist bereits wiederhergerichtet. Frisch gesätes Gras und neu gepflanzte Bäumchen lassen erahnen, dass der Platz bald wieder bewohnbar ist. Einige Wohnwagen stehen auch schon wieder am Rande.
Durch Müsch, Barweiler und Wiesemscheid fahre ich bis zum Potsdamer Platz, an dem ich rechts auf die B257 abbiege. Bei Müllenbach fotografiere ich nochmal das Moped. Die Sonne erhitzt den Planeten, sogar in Nürburgringnähe, auf 18 Grad. Ich entspanne mich, weil es ruhig und warm ist.
In Kelberg brummele ich kurz nach Köttelbach zu einem Tourguide-Kollegen. Lade mich zum Kaffee ein. Er freut sich dennoch, denn auch er arbeitet von zu Hause aus und ist froh über die willkomene Abwechslung.
Anschließend fahre ich auf der wald- und kurvenreichen L70 durch Bongard und Nohn bis zum kleinen Dorf Hoffeld, welches oberhalb der Ahr etwas abseits der Landstraße liegt. Hier besitzt ein ehemaliger Arbeitskollege ein schön restauriertes Fachwerkhaus. Allerdings ist der nicht zu Hause.
Fahre ich eben wieder ein kleines Stückchen auf der Landstraße zurück und biege rechts in die L167 ein. Die Grenze zu NRW geht es in schön geschwungenen Serpentinen bergab.
Beim Fotostopp schaue ich auf meine Uhr. Oh Gott, bin ich doch schon drei Stunden von zu Hause weg. Wie kann ich das bloß erklären?
Also düse ich auf der B258 über Blankenheim und Milzenhäuschen zurück und parke vor der Garage. Miss Homeoffice empfängt mich auf der Holzbank vor dem Haus sitzend mit den Worten: „Du solltest doch nicht so lang machen“! Entspannt erwidere ich: „Ich habe nicht so lang gemacht, ich habe länger gemacht!“